Grüezi Helmut Creutz und Runde
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Zunächst eine Vorbemerkung, die mir am Herzen liegt.
Es ist mir in diversen  "Geld - Diskussionen" oft aufgefallen,
dass eine  m.E. fundamental wichtige Regel der Logik nicht
beachtet  wird.
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Deswegen möchte ich diese Regel  zuerst einmal wieder in
Erinnerung rufen, da sie nach m. M.  e n o r m   wichtig  ist für
eine  fruchtbare Entwicklung unserer Diskussion. Zitat:
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"...Ein paar Beispiele sind nicht genug... ()... Es gibt in der
Logik ein unanfechtbares Grundgesetz: Um eine allgemein-
gültige Gesetzmässigkeit zu beweisen, bedarf es eines allge-
meingültigen Arguments. Um sie zu widerlegen bedarf es nur
e i n  e s    e i n z i g e n Spezialfalles, in dem die Aussage
nicht zutrifft. Solche ein Spezialfall nennt man Gegenbeispiel."
(Ende Zitat) Vgl. S.142ff "Mathematik von A bis Z", von Mathe-
Prof. William Dunham).
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Analog gilt in der Naturwissenschaft,  dass eine Theorie
(oder Aussage, Hypothese etc.) widerlegt ist, wenn man
einen einzigen Spezialfall -eben das Gegenbeispiel- findet,
in dem die Theorie  nicht zutrifft. In diesem Fall muss man
entweder die alte Theorie verwerfen und eine neue Theorie
suchen,  oder die  alte  "erweitern", damit sie den Spezialfall
ebenfalls umfasst.
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Das Problem ist nun Helmut Creutz, dass ich anhand eines
Gegenbeispiels  bereits illustriert habe, dass Ihre Beschreib-
ung eines Bankgeschäftes zu einer SOL/SOLL-Buchung in
einer Bank führen würde. Diese ist strikte "verboten", da sie
den Fibu-Regeln völlig widerspricht, die zwingend eine
soll/haben-Symmetrie  bei JEDEM Geschäftsakt vorschreiben.
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Helmut Creutz schrieb:
>Dank für Ihre Mail! Ich würde mich freuen, wenn Sie mir zum
>besseren Verständnis folgende Fragen beantworten könnten

>1( Wo sind die rund 7000 Mrd DM geblieben, die
> deutsche Sparer seit 1950 aus ihren Einkommen abgezweigt
>und mit Hilfe von Bar-. oder Giralgeld bei den Banken angelegt
>haben?
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Diese Frage muss ich Ihnen nicht mehr beantworten: Da
Sie jenes Bankgeschäft, mit dem Banken angeblich "voriges"
auf den Girokonti von Otto Normalverbrauchen "anlegen",
sozusagen auf einer  SOLL/SOLL- Buchung/Geschäfts-
aktivität basiert haben,   die es so gar nicht gibt.
(Stichwort: Fundamentale Regel der Logik)
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Helmut Creutz schrieb:
>Warum umwerben die Banken die Sparer und
>zahlen für deren Geld, das sie doch für die Kredite
>gar nicht brauchen(!), auch noch hohe Zinsen
>(im Jahr 2000 in D z.B. 573 Mrd DM =  rund
> 80% der Bankzinserträge)?

Zu Zinsen, Sparern siehe weiter unten:
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Helmut Creutz schrieb:
 >3.Wie kommt es, dass auf der Aktiv/Verwendungsseite
>die Kredite nur wachsen können, wenn auf der Passiv/
>Gestehungsseite die Sparer mehr Geld einlegen?

So funktioniert es nicht. Anschauliches Beispiel:
Ich habe seit bald 20 Jahren eine eigene Firma und ein
Kontokorrent mit Überziehungslimite (auch Kreditlinie,
Überziehungsrahmen genannt) bei UBS, der grössten
Schweizer Bank. Dieses Kontokorrent war früher halt
mehr oder weniger oft "überzogenen". Einmal habe ich
damals meiner Schwester (allein erziehende Mutter)
aus der Klemme geholfen,  die ein "leeres" Lohnkonto
bei der UBS hatte. Und so via  bargeldlose Überweis-
ungsauftrag an die Schwester meinen überzogenen Konto-
stand noch weiter überzogen innert der Kreditlinie. Folge
der Überweisung, die bankintern bargeldlos durch
reines Buchen  erfolgte (sogen. Hausgiro):
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i) Meine Schuld ( bei UBS aktiva,s bei mir passiva,h )
stiegen dadurch um X Fr   und gleichzeitig
II) stieg dadurch der Lohnkontostand  meiner Schwester
(bei UBS passiva,h bzw. bei Schwester  aktiva,s) um X Fr.
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Damit sind wieder bei einem weiteren "Gegenbeispiel"
angelangt(Stichwort: Fundamentale Regel der Logik):
Der Lohnkontostand der Schwester gehört zum bargeld-
losen Teil von M1, der wegen meiner Überweisung
um X Fr gestiegen war. Mit andern Worten: Ihre Theorie,
dass in Banken Sichtkontostände der Nichtbanken  n u  r
dann steigen, falls Nichtbanken ZB-Geld zur  Bank
"bringen" ist falsch.
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(Obiger Vorgang wird in der Bank-BWL-Fachliteratur
anhand von sog. Fibu-Sätzen beschrieben. Vgl.  Albisetti
et al. "Handbuch des Geld-, Banken- und Börsenwesens
in der Schweiz". Ein einfachere Möglichkeit ist, bei einer
Bank in der Buchhaltungsabteilung anzurufen, und zu fragen.
Siehe auch zu bargeldlos "Konto überziehen", Kreditlinien, Überziehungs-
limiten  http://www.dieterb.de/newmoney/texte/Ueberziehungslimite.html )
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Helmut Creutz schrieb:
>4.Wie kommt es, dass Banken pleite machen können,
>wenn sie doch nach Margreiter - "gegen selbsterzeugtes
>Buchgeld zinstragende Wertpapiere" u.a.  kaufen können?
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Sie haben m.E. Gerhard Margreiter nicht ganz richtig
verstanden:
Wenn mein reicher Onkel  Aktien im Wert von X Fr an
die UBS verkauft, wächst bei UBS das Konto Wertpapier-
handelsbestand  UBS,aktiva,s und der Sichtkontostand
meines Onkel  UBS-passiva,h je um X Fr.  (Die Fibu
meines Onkels lasse ich  der Einfachheit halber weg)
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(Dieser Vorgang wird in Fachliteratur mit der schwammigen
Formulierung beschrieben: "Die Bank erwirbt Aktiva von
einer Nichbank, in dem die Bank eine Forderung gegen
sich selber eröffnet": Sprich: In dem sich die Bank
bargeldlos verschuldet gegenüber meinem Onkel. )
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Damit sind wieder bei einem weiteren "Gegenbeispiel"
angelangt(Stichwort: Fundamentale Regel der Logik): Der
Lohnkontostand des Onkels gehört zum bargeldlosen
Teil von M1, der wegen diesem Aktienhandel  um X Fr
gestiegen ist. Mit andern Worten: Ihre Theorie das
in Banken Sichtkontostände(ºrgeldloser Teil von M1)
n u  r  dann steige, falls Nichtbanken ZB-Geld
zur  Bank "bringen" ist falsch.
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Die Frage, wieso Banken nicht unbegrenzt Wert-
papiere "aufkaufen" -wie oben an Beispiel Onkel
erklärt- ist so zu erklären: Die Banken erzeugen
dadurch kurzfristig fällige Schulden zu Gunsten
von Nichtbanken (z.B. wie bei meinem Onkel) ,
welche die Liquidität der Bank gefährden könnten
("Golden Rules of Banking"). Aber auch dafür haben
die Banken einen "Trick": Sie können  (gewisse)
Wertpapiere  -notfalls- an die ZB weiter verkaufen
gegen ZB-Geld.
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Der Wertpapierhandel der Banken dient den Banken
u.a. dazu, "lästige" Verpflichtungen - also Passiva
wie Sichtkonto-, oder Sparkontstände los zu werden,
in dem Banken billig Wertpapiere von Nichtbanken
erwerben (siehe oben erklärte Methode à la Onkel )
und subito wieder teuerer  an Nichtbanken zurück
verkaufen und so per Saldo ihre Verpflichtungen an
Nichtbanken abbauen. (Es gibt ähnliche, aber kompli-
ziertere  Methoden mit den bankeigenen Investmentfonds)
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Zur Frage, wieso Banken den Sparern hohe Zinsen
versprechen -denn  nichts anderes ist das Herauf-
buchen von Bankpassiva-Zinsen:  Das machen
Banken u.a., um ihre kurzfristigen Verpflichtungen
gegenüber  den Nichtbanken vorläufig zu blockieren,
um in Ruhe für sich selber zu spekulieren.
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Helmut Creutz schrieb:
>5.Ist die Definition der EZB falsch, dass die
>Tätigkeit von Kreditinsituten darin besteht,
>"Einlagen oder andere rückzahlbare Gelder
>des Publikums entgegen zu nehmen und
>Kredite auf eigene Rechnung zu gewähren"?
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Ja, diese Definition ist falsch, falls mit "falsch" in
etwa  "undeutlich, ungenau, unvollständig, schwammig,
ungenau, Wesentliches weglassend"  gemeint ist.
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Grüsse in die Runde aus Romanshorn
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von Robert, der sich  s e h r  grosse Sorgen
über die heutige Funktionsweise des Banksystems macht