Die
Replik zur Creutz'schen Kritik an meiner Darstellung
"Die
Schuldenautomatik"
Gerhard Margreiter
Creutz schreibt folgendes (in
Courier):
Meine Gegenposition
blau (in Arial).
Und zur Grafik "Schuldenautomat" von Gerhard
Margreiter:
Diese auf den ersten Blick optisch und farblich
sehr ansprechende Grafik ist in ihrer inhaltlichen Aussage jedoch äußerst
fragwürdig und in vieler Hinsicht irreführend. Das gilt nicht
nur für die wieder fehlenden Größenbezüge zur Wirklichkeit,
sondern auch für die dargestellten Abläufe. So fällt z.B.
auf,
- daß es in der Grafik überhaupt keine
Verbindung zum eigentlichen Geldkreislauf in der Wirtschaft gibt und die
Schulden anscheinend in sich selbst kreisen,
-
Es gibt im derzeitigen
System keinen Geldkreislauf, denn Geld (Buchgeld) wird mit jeder Schuldenrückzahlung
von der Bank gegen die Schuld gebucht und verschwindet dabei ersatzlos.
Sollte eine Schuld ausnahmsweise mit Bargeld beglichen werden, so sind
dies zwei Buchungen: 1. Umwandlung von Bargeld in Giralgeld und 2. Vernichtung
des Giralgeldes durch Rückzahlung. Das Bargeld verbleibt der Bank
zwar im Tresor und wartet auf Verwendung - dient also der Wirtschaft nicht.
Gibt es keine Nachfrage für das Bargeld, retourniet die Bank es an
die Zentralbank, womit es ebenfalls verschwindet. Die Giralgeldvernichtung
ist in der Graphik durch das Verschwinden im Untergrund dargestellt. Das
verschwundene Buchgeld kann - bei Nachfrage - von der Bank neu erschaffen
werden, aber dies muß nicht zwangsläufig geschehen.
- daß die Schulden aus einem `unterirdischen
Schuldensumpf' hochgepumpt werden in den sie mit den Tilgungen auch wieder
zurückfließen, und dabei lediglich ein kleiner Teil jedesmal
in ein `Sparbassin' fließt, um sich dort anzusammeln,
-
Trotzdem wird das Bassin
immer voller und voller, weil kaum etwas davon in den "Geldkreislauf" zurückfließt
(dies wäre "Entsparen"). Spareinlagen sind gehortetes Buchgeld (stehen
in der Buchhaltung der Banken). Dem gegenüber stehen die etwas höheren
Kreditforderungen der Banken (welche nicht in der Graphik erscheinen, sondern
nur in deren Buchhaltung, und auch die Wirtschaft nicht beleben). Bankaktiva
werden von niemandem als Zahlungsmittel verwendet.
- daß diese dargestellte Schuldenpumpe demnach
so lange laufen kann, bis der `Sumpf' leer ist und es nur noch Ersparnisse
gibt, was zwar eine äußerst erfreuliche aber kaum realistische
Entwicklung sein dürfte,
-
Der "Sumpf" ist unbeschränkt.
Es gibt keine absolut größte Zahl und in einer Buchhaltung man
kann immer noch etwas dazuschreiben. Wie bereits ausgeführt, stehen
den Sparkonten die Kreditforderungen der Banken gegenüber, welche
per se aber der Wirtschaft nicht dienen (genausowenig wie die Sparguthaben).
- daß bei einem solchen Umfüllen von einem
Behältnis in ein anderes der Begriff `schöpfen' (= umschöpfen)
durchaus akzeptabel ist, aber nicht im Sinne einer Schöpfung aus dem
Nichts, und schließlich noch,
-
Bei der Buchgeldschöpfung
der Banken handelt es sich praktisch um eine Schöpfung aus dem
Nichts. Es ist dazu nur ein Buchungsvorgang (Kreditvergabe oder Aktienkauf)
erforderlich. Die Forderung der Banken nach einer Sicherheit stellt eine
gewisse Beschränkung der Schöpfungsmöglichkeit dar, bei
Staatsschulden wird aber von Banken nie eine Sicherheit verlangt. Die Abdeckung
des geschaffenen Buchgeldes durch 2% Notenbankgeld stellt kein wirkliches
Problem dar, wenn man weiß, daß die Notenbank marktfähige
Papiere (also Staatspapiere), welche Geschäftsbanken gegen Giralgeld
kaufen, jederzeit voll in Notenbankgeld verwandelt.
- daß der dargestellte Ablauf, nach dem die
Schulden den Ersparnissen vorausgehen, die tatsächlichen Gegebenheiten
auf den Kopf stellt.
-
Kaum jemand spart heute
dadurch, daß er Bargeld zur Bank bringt (vielleicht noch ein paar
Schulkinder). Jeder, der spart, erteilt einen Abschöpfungsauftrag
oder bucht einfach von seinem Gehaltskonto etwas auf ein Sparkonto. Dabei
fließt kein Bargeld. Daß dafür solches erforderlich wäre,
ist ein Creutz'sches Märchen. Buchgeld aber entsteht primär durch
Kreditvergabe der Bank, was Creutz trotz langjährier Beschäftigung
mit der Materie einfach nicht wahrhaben will, obwohl es von den Banken
selbst und auch den Zentralbanken offen zugegeben wird.
Dabei ist der gesamte Geldkreislauf einschließlich
der Kreditentwicklungen ganz einfach zu beschreiben und auch nachzuvollziehen,
wenn man den Abläufen, unter Beachtung der realen Größen,
einmal nachgeht:
So werden z.B. in Deutschland, basierend auf den
von der Bundesbank ausgegebenen und immer wieder erneut revolvierend eingesetzten
250 Mrd DM Bargeld, im Laufe eines Jahres volkswirtschaftliche Leistungen
von rund 4.000 Mrd DM erzeugt, aus denen ein Volkseinkommen von 2.900 Mrd
und ein verfügbares Haushaltseinkommen von 2.500 Mrd resultiert. Aus
diesem Einkommen zweigen die Haushalte wiederum etwa 250 Mrd DM Ersparnisse
ab, die von den Banken über Kredite wieder in den Wirtschaftskreislauf
zurück geschleust werden. -
Bei einer Kreditvergabe fließt heute nur in Ausnahmsfällen (später)
Bargeld. Der erste Schritt ist immer die Schaffung des entsprechenden Buchgeldes
mit Hilfe der Buchhaltung der kreditgebenden Bank. Aufgrund des zuerst
geschaffenen Buchgeldes entsteht zwar ein Anspruch auf Bargeld, der aber
heute kaum genutzt wird. Dieser Ablauf ließe sich durch die Erlernung
der Buchhaltungsregeln leicht nachprüfen. -
Im Umfang dieser Ersparnisbildungen und Kreditvergaben wachsen dann die
Geldguthaben und Schulden ebenso an, wie im Umfang der Käufe der Konsum,
die Gebrauchsgüter und die Investitionen in der Wirtschaft.
-
Daß in der Bankbilanz
Aktiva (vor allem vergebene Kredite) und Passiva (Forderungen gegen die
Bank) in etwa übereinstimmen müssen, ist eine Voraussetzung für
des Überleben der Bank. Die Bilanz zu einem bestimmten Zeitpunkt gibt
Aufschluß über die Situation. Der Differenzbetrag zwischen Aktiva
und Passiva versteckt sich in den Rückstellungen. Daraus etwas über
den zeitlichen Ablauf (was war zuerst da?) ablesen zu wollen, ist
blanker Unfug. Sind die Passiva deutlich größer als die Aktiva
(etwa nach Bereinigung fauler Kredite), dann ist die Bank eigentlich bankrott.
Daß dabei die Entwicklungen im Bereich der Guthaben
und Schulden rascher zunehmen als die realen Werte in der Wirtschaft, und
daß die Ursache dieser Überentwicklung im Zins- und Zinseszinseffekt
liegt, darin sind wir uns sicher alle einig. Wahrscheinlich sind wir uns
auch einig, daß zur Überwindung dieses Problems nur eine Absenkung
der Zinsen helfen kann und daß diese Absenkung nur durch eine Umlaufsicherung
des Geldes möglich sein wird. Darum sollten wir auch mit unseren gemeinsamen
Bemühungen an diesem Punkt ansetzen und unsere Kräfte nicht in
nebensächlichen oder unrealistischen Theoriefeldern vertun.
-
Die Ursache ist darin
zu suchen, daß Geld heute fast ausschließlich nur als Bankkredit
in die Wirtschaft kommt, und auch dies nur bei entsprechender Nachfrage.
In Japan gibt es eine Depression, die trotz der Tatsache, daß die
Zentralbank keine Zinsen für Zentralbankgeld verlangt, nicht überwunden
werden kann, weil die Nachfrage nach Krediten von Seiten der Wirtschaft
und der Privaten, trotz Minimalstzinsen, wegen der allgemeinen Wirtschaftlage
nicht ausreichend ist. Nullzins garantiert keine Kreditnachfrage, auch
nicht im Falle einer Umlaufsicherung. Nur die Veränderung der Ausgabeart
von Geld (also Freigeld nach Gesell ohne Verschuldungsverpflichtung
undabhängig von den Erwartungen der Wirtschaftstreibenden) löst
den gordischen Knoten, nicht jedoch die Umlaufsicherung per se. Dies ist
auch bei Gesell nachzulesen.
Gerhard Margreiter